Vorwort
Beim Surfen durch das Internet stieß ich eines Tages auf
www.pibros.de, wo sich Alles um das Bauen und Fliegen von Modellen
aus Depron dreht. Dabei handelt es sich um sehr dicht geschäumte Platten mit einem sehr geringen
Gewicht, die eigentlich als Untertapete im Maler- und Tapezierer-Gewerbe gedacht ist.
Man findet das Zeug in Baumärkten, allerdings eher selten unter dem Namen Depron. Ich wurde
schließlich bei OBI fündig, da wird es als Selitron verkauft. Man bekommt es dort in der
Größe von 80 x 50 cm in den Stärken 4 und 7 mm. Der Preis lag bei der Erstellung dieser
Seite bei rund € 10,- für ein Paket mit 10 Platten á 4 mm, das Paket mit 8 Platten
á 7 mm ist geringfügig teurer.
Bauen
Der ursprüngliche Plan auf pibros.de sieht eine Spannweite von 56 cm vor. Eigentlich kein Problem,
denn die Platten messen ja wie gesagt 80 x 50 cm. Also eine Platte quer gelegt und 56 cm davon
abschneiden...
Tja, soweit so gut, aber Depron besitzt eine Faserrichtung, in der es recht stabil ist, wogegen es sich
in der anderen Richtung sehr leicht biegen läßt. Leider ist es nun bei den OBI-Platten so,
dass diese Faser in Querrichtung verläuft, also parallel zu der 50 cm langen Seite. Damit ist
also die maximale Spannweite schon vorgegeben, es sei denn, man verstärkt die lange Seite mit einem
Kohlefaserrohr oder ähnlichem, dann kann man auch die 80 cm als Spannweite nehmen. Da ich aber
wegen der 6 cm keine Verstärkung einbauen wollte, habe ich das Modell halt nur 50 cm breit gebaut.
Die Servos (Sportsline S9) werden mit Schrumpfschlauch überzogen und an der Seitenwand sowie am
Boden festgeklebt. Das hält bombenfest, da reißt eher der Rumpf auseinander, bevor sich die
Servos wieder lösen. Als Empfänger verwende ich übrigens den Piko 2000 von Simprop, der
trotz der ungünstigen Verlegung der Stromkabel unmittelbar über den Empfänger und auch
noch direkt an der Antenne vorbei bisher absolut störungsfrei arbeitet - was man von dem unter
gleichen Bedingungen getesteten Webra Nano S6 nicht gerade behaupten kann.
Ich hatte zunächst geplant, die Rudergestänge weitgehend im Inneren des Rumpfes verlaufen zu
lassen und sie erst am Rumpfende nach außen zu führen. Da es dort drinnen aber doch recht eng
zugeht, wären die freilaufenden Drähte wahrscheinlich irgendwann den Kabeln ins Gehege
gekommen. Solche Fehlerquellen sollte man von vornherein vermeiden, deshalb habe ich die Gestänge
gleich komplett außerhalb des Rumpfes geführt. Schnell ein paar Schnitte mit einem scharfen
Messer, schon haben die Servos freie Sicht nach draußen. Die Drähte sind an beiden Enden
direkt in die Ruderhörner bzw. Servohebel eingehängt, ohne die Möglichkeit der
Längenverstellung. Gabelköpfe mit Löthülsen wären für solch ein Modell
einfach zu schwer. Deshalb habe ich am hinteren Ende der Drähte jeweils einen V-förmigen Knick
hineingebogen, um die grobe Einstellung der Ruder vornehmen zu können. Mit guten Augen kann man das
auf dem obersten Foto gerade noch erkennen.
Form follows function: Der Rumpf wurde passend zum bereits vorhandenen Akku angefertigt, so dass
dieser recht stramm dort hinein paßt. So kann der Schwerpunkt sehr einfach durch das Verschieben
des Akkus eingestellt werden. Im Flug ist ein Verschieben dagegen nicht möglich, höchstens bei
einer sehr harten Landung, aber dann ist der Flieger wahrscheinlich sowieso hin. Der Akku ist
übrigens ein GP 8-Zeller NiMH mit 1000 mAh mit einer Baubreite von ca. 34 mm. Der Rumpf hat eine
äußere Breite von genau 40 mm, bleiben bei 4 mm Material also im Rumpf 32 mm Luft. Dadurch
klemmt sich der Akku wirklich sehr gut fest.
Der Motor (Speed 400 7,2 V) wird auf zwei Dreieckleisten montiert, ich habe ihn einfach mit einem Gummi
befestigt. Man kann ihn natürlich auch festkleben, z.B. mit Klebeband einmal rund um den Motor.
Oder man schrumpft ihn in Schrumpfschlauch ein und klebt ihn mit Sekundenkleber an. Das erschwert aber
nicht nur einen späteren Wechsel, er ist auch so starr mit dem Flieger verbunden, dass im
Notfall (harte Landung) wahrscheinlich alles auseinander reißt. Durch die Befestigung mit dem
Gummi kann er nach oben wegfedern. Da er vorne an der Verstärkungsleiste der Fläche anliegt,
verschiebt er sich auch bei Vollgas nicht.
Das Loch im Rumpf, durch das der Akku gewechselt wird, muß natürlich im Flug irgendwie
abgedeckt werden. Manche kleben den Deckel einfach mit Tesa am Rumpf fest, sicher die einfachste
Möglichkeit. Aber einerseits gefällt mir diese Kleberei nicht so besonders, und andererseits
klebt Tesa wirklich sehr gut auf Depron, wodurch der Rumpf bei jedem Abziehen etwas dünner wird :-)
Ich habe mir deshalb die Haubenbefestigung bei einigen Hotlinern angesehen und kopiert. Der Draht wird
unter die Rumpfoberseite geschoben, der Deckel darüber. Dann wird der Deckel so weit nach hinten
geschoben bis er vorne mit dem Holz unter die Rumpfoberseite passt. Schiebt man den Deckel nun bis zum
Anschlag nach vorne, schnappt er hinten ein und wird von dem leicht unter Spannung stehenden Draht
festgehalten. Hört sich kompliziert an, ist aber denkbar einfach und dazu noch absolut sicher. Und
im Gegensatz zu der Tesa-Lösung auch beliebig oft wiederholbar. Die "4" steht
übrigens für den Modellspeicher an meiner Cockpit MM, die die Modellbezeichnung leider nicht
im Klartext anzeigt.
Hier nochmal eine Detailaufnahme des Drahtes. Er wird wie ein "M" gebogen und mit einem
Stück Balsaholz als Verstärkung von unten an das Ende des Deckels geklebt. Wichtig ist,
dass der Durchmesser des Drahtes nicht zu groß ist, denn dann federt eher das Depron als der
Draht. Ich habe hier die Seele eines Kunststoff-Bowdenzugs genommen, der Durchmesser beträgt
ca. 0,5 mm. Zu beachten ist, dass die Maserung des Deprons in Längsrichtung des Deckels
verläuft, da dieser sich sonst ständig verbiegt und nicht mehr sauber am Rumpf anliegt.
Was auf keinen Fall fehlen darf, ist der Griff zum Wegwerfen. Ich habe eine Kufe aus 10 x 5 mm Balsa
unter die Fläche geklebt, damit man den Flieger zum Werfen vernünftig anfassen kann. Zudem
verhindert diese Leiste die Pirouetten, die der Namenlos sonst bei der Landung drehen könnte.
Wahrscheinlich stabilisiert sie das Modell im Flug auch zusätzlich um die Hochachse, einen
Vergleich ohne diese Kufe habe ich aber nicht gemacht.
Einfliegen
Motor auf Vollgas, kurzer Anlauf, werfen... und schon liegt der Namenlos im Dreck. Hmm, der Schwerpunkt
liegt doch genau dort, wo er nach Plan auch hin soll. Na gut, also doch etwas weiter nach hinten. Der
nächste Einschlag erfolgt dann schon etwas weiter entfernt, aber immer noch liegt der Schwerpunkt
offensichtlich zu weit vorn. Also nochmal nachrechnen, korrigieren und den nächsten Versuch
starten. Und siehe da, plötzlich geht es doch! Tatsächlich fliegt diese Depronplatte mit
angeflanschtem Motor durch die Luft, als wäre es ein richtiges Flugzeug :-)
Fazit
Irgendwie konnte ich mich nie so richtig mit dem Teil anfreunden, denn für mich gehört
Depron in den Bereich Slowflyer und damit vorwiegend in die Halle. Darüber läßt sich
natürlich streiten, aber meine Meinung wurde durch einige harte Landungen verfestigt. Nach der 3.
oder 4. war nämlich nicht mehr viel vom Namenlos übrig, da das Material für solch
schnelle Modelle wie den Namenlos einfach nicht genug aushält. Wie gesagt, das ist nur meine
Meinung. Wer Spaß daran hat, der soll halt damit glücklich werden.